Mittwoch, 13. April 2011

Zurück zum Text und zu den verflixten Idealen

„Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit: Die heilige Dreieinigkeit aller revolutionären Brüllaffen“, schreibt Herbert Müller-Guttenbrum in seinem „Alphabet des anarchistischen Amateurs“. Ich kann dieser Ironie durchaus viel abgewinnen, denn wenn man mal ehrlich ist: diese Ideale sind doch immer schneller ausgesprochen als gelebt. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – wollen Sie das, will ich das wirklich? Und zwar in einem umfassenden Sinne - das heißt, es würde hier nicht nur um die eigene Freiheit, sondern auch um die Freiheit der anderen gehen. Fühlen Sie sich gleich mit jedermann und jederfrau und wenn nicht: Würden Sie sich überhaupt gleich fühlen wollen? Jetzt werden vielleicht einige einwenden: Naja, gleich und gleichberechtigt – das sind zwei verschiedene Dinge – und das stimmt ja auch. Nur – reicht es aus, dass der Arme und der Reiche vor dem Gesetz gleich sind – oder schlägt ihr Herz insgeheim für eine gesellschaftliche Umverteilung? Im Alphabet des anarchistischen Amateurs steht: „Vor dem Gesetz sind alle gleich! Das klingt großartig. Aber so lange es Menschen gibt, die vor dem Leben nicht gleich sind, haben sie auch vor dem Gesetz nicht gleich zu sein. Und wenn ein Reicher stiehlt, so tut er nicht dasselbe wie ein Armer, der stiehlt.“
Und wie ist es um die Brüderlichkeit bestellt? Wollen Sie jedermanns/ jederfraus Bruder oder Schwester sein? Also sich auch mit denen solidarisieren, die Sie vielleicht nicht leiden können, denen es viel schlechter als Ihnen geht, und auch mit denen, die sich Ihrer Ansicht nach selbst vielleicht eher unbrüderlich verhalten? Oder glauben Sie gar, es gäbe keine Unbrüderlichkeit mehr, wenn erst einmal das mit der Gleichheit geklärt wäre? Viele Fragen, keine Antworten und zum Schluss noch ein Zitat von Herbert Müller-Guttenbrum: „Brüderlichkeit: Eine sagenhafte Sympathie, die man kaum noch zwischen Brüdern findet; geschweige denn zwischen fremden Menschen“.

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