Mittwoch, 16. März 2011

Doch noch eine Vorrede: Am Anfang war die Idee

Vor etwa einem Jahr bekam ich einen Anruf von Axel Vornam und Christian Marten-Molnár. Sie meinten damals zu mir: Sie hätten da so eine Idee. Im Verlauf des Telefonates fielen Stichworte wie: Französische Revolution, Aufklärung/ Aufbruchsstimmung/ Konstitution der bürgerlichen Gesellschaft (Christian Marten-Molnár)/ Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit/ heutige Glaubwürdigkeit dieser Ideale überprüfen/ Wachstum, technischer Fortschritt/ Rolle von Staat, Wirtschaft, Kapital hinterfragen/ auf jeden Fall Georg Büchner, Heiner Müller und die Guillotine mit reinnehmen (Axel Vornam)/ die Globalisierung sowieso/ den Wandel der Arbeitswelt (schon wieder? Nachfrage Peggy Mädler) thematisieren/ über Politikverdrossenheit und soziale Ungerechtigkeiten sprechen/ die Zukunftsaussichten unserer Gesellschaft/ der Demokratie diskutieren/ Europa nicht vergessen.
Ich behaupte jetzt mal ganz verwegen, die meisten Dramaturgen mögen solche Ideen. Auch oder gerade weil es erst einmal noch keinen „fertigen“ Text gibt. Sie stehen dann grübelnd vor ihren Bücherregalen, sie kramen in ihren Köpfen und Unterlagen, befragen Freunde und Kollegen nach aktueller Literatur/ Filmen, die zu den Stichpunkten passen – und tragen jede Menge Material zusammen. Und dann wird mit dem Regisseur diskutiert, sortiert, gekürzt und umgestellt – und schließlich wieder diskutiert, sortiert, gekürzt und umgestellt – und so weiter - und irgendwann entsteht aus sehr vielen Stichworten und Ideen ein roter Faden und aus sehr verschiedenem Textmaterial eine Textfassung. Über die Texte/Autoren, dank derer es jetzt eine Textfassung samt rotem Faden gibt, werde ich ein andermal ausführlich schreiben. Jetzt soll erstmal ein kleines technisches Wunderwerk erwähnt werden: der Drucker in der Dramaturgieabteilung. Der kann nämlich eine Textfassung nicht nur einfach, sondern beiseitig ausdrucken, und darüber hinaus auch noch binden bzw. klammern – so dass das Ganze, das mal eine lose Idee mit vielen Stichworten war, inzwischen wie ein richtiges Textbuch aussieht. (vor 20 Jahren haben Dramaturgen mit Schere, Kleber und Blaupapier (Kohlepapier) gearbeitet – hab ich mir sagen lassen)