Montag, 18. April 2011

Ausblick auf die Premiere

Bevor die Endprobenwoche richtig losgeht und auf die 1. Hauptprobe, 2. Hauptprobe und Generalprobe schließlich auch die Premiere folgt, noch eine kurze Zusammenfassung bzw. einen Ausblick auf weitere Texte, die in „Exit Europa“ eine Rolle spielen. Die Stückcollage beginnt, wie schon in einem anderen Eintrag erwähnt, mit der Französischen Revolution und dem ganz und gar nicht unblutigen Kampf um bürgerliche und demokratische Werte – und das anhand von Ausschnitten aus Georg Büchners Stück „Dantons Tod“, Büchners Briefen und Originalreden von Robespierre, Danton, Saint Just und Mirabeau. Im zweiten Teil wird mit Ausschnitten aus Ernst Tollers Stücken „Maschinenstürmer“ und „Masse Mensch“ der Blick auf die Industrialisierung gelenkt und auf die damit einhergehenden Ideale: technischer Fortschritt und wirtschaftliches Wachstum, die bis heute fortwirken. Dem folgt die Szene „Mann im Fahrstuhl“ aus Heiner Müllers Stück „Der Auftrag“, die den kleinen Angestellten unverhofft auf einer Dorfstraße in Peru zurücklässt. Und so sind wir mittendrin in „Problema“, einem Film von Ralf Schmerberg über die vielen Fragen angesichts einer globalen Krisenlage, auf die es nicht die eine richtige Antwort zu geben scheint. Leonce aus Georg Büchners Stück „Leonce und Lena“ ist dieser Fragen und Sorgen längst überdrüssig. „Was wollen Sie von mir“, fragt er provokativ in die Runde und zieht sich auf einen weltvergessenen Genuss der Gegenwart zurück. Das scheint dem Engel der Geschichte, den Walter Benjamin anhand des Aquarells „Angelus Novus“ von Paul Klee beschreibt, verwehrt. Der Sturm des Forschritts treibt ihn unaufhörlich in die Zukunft, während sein entsetzter Blick auf die Trümmer der Vergangenheit gerichtet bleibt. Aber ist sie denn überhaupt berechtigt – die Sorge um die eigene und gesellschaftliche Zukunft? Es wird ein Tag in Heilbronn dokumentiert, mit Hilfe von Tagesprotokollen Heilbronner Bürger und Bürgerinnen. Und Kathrin Röggla untersucht in ihrem wunderbaren Stück „draußen tobt die dunkelziffer“ humorvoll den aussterbenden Mittelstand und das Wesen von Kreditblasen. Nicht nur der Mittelstand stirbt, die ganze gesellschaftliche Ordnung, wie wir sie kennen, liegt im Sterben, meint das Unsichtbare Komitee in seinem Manifest „Der kommende Aufstand“ und ruft dazu auf, dieses Ende gewaltsam zu beschleunigen. Schließlich bleiben nur drei Narren zurück – mit Büchners („Dantons Tod“) und Tollers („Hinkemann“) Zweifeln und Fragen an der/die Grundverfasstheit des Menschen.