Samstag, 19. März 2011

Nicht dass einer/eine denkt, hier wird ja doch jeden Tag geschrieben...

Wenn man einen Blog schreibt, sollte man einen Computer, einen Internetzugang und auch ein paar Ideen haben, was man erzählen will. In den letzten Tagen mangelte es an allem – denn ich war (ohne Computer im Gepäck) auf der Leipziger Buchmesse unterwegs. Und auch heute stellt sich für mich die Frage, wie ich einen Dreh von der Buchmesse zu „Exit Europa“ hinbekomme. Vielleicht so: 3sat hat gestern von der Messe aus eine „Kulturzeit extra“ – Sendung zum Thema Geld gemacht. Glauben Sie noch an den Kapitalismus?, wird da gefragt. In dem Beitrag wird einmal mehr auf die Finanzkrise, aber auch auf die aktuellen Katastrophenmeldungen aus Japan verwiesen. Immer wieder fällt der Begriff der Freiheit bzw. Unfreiheit im Zusammenhang mit dem System der Finanzökonomie. Welche Schäden bzw. Unfreiheiten bringt die (von zahlreichen Ökonomen und Politikern als notwendig beschworene) Freiheit der Märkte mit sich? Und damit sind wir direkt bei „Exit Europa“. In der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte von 1789, einer der zentralen Texte der Französischen Revolution, heißt es im Artikel 4: „Die Freiheit besteht darin, alles tun zu dürfen, was einem anderen nicht schadet: Die Ausübung der natürlichen Rechte eines jeden Menschen hat also nur die Grenzen, die den anderen Mitgliedern der Gesellschaft den Genuß eben dieser Rechte sichern. Diese Grenzen können nur durch das Gesetz bestimmt werden.“
Die Freiheit geht hier bereits mit einem gewissen Maß an Unfreiheit einher. Damit eine gerechte Verteilung von Freiheit gewährleistet werden kann, muss der Einzelne ein gewisses Maß an Unfreiheit in Kauf nehmen. Seine Freiheit endet da, wo sie einem anderen schadet bzw. dessen Rechte begrenzt. In Zeiten des globalen Wirtschaftens, wo es erst einer Recherche bedarf, um ein T-Shirt kaufen zu können, das nicht unter den Bedingungen von Kinderarbeit und Umweltverschmutzung produziert wurde, scheinen wir weit von diesem Artikel 4 entfernt. Müsste die Freiheit des Marktes also dringend politisch eingeschränkt werden und glauben Sie überhaupt noch an die Möglichkeit einer politischen Einflussnahme auf das ökonomische System? Und wie sieht es mit den eigenen Handlungsmöglichkeiten in Bezug auf das ökonomische System aus – zum Beispiel als Konsument? „Geld ist eine Droge und ihr seid alle drauf“, heißt es in einem Song von Rocko Schamoni, der auch in der 3sat- Sendung angespielt wird. Im Grunde müsste es heißen: Geld ist eine Droge und wir sind alle drauf. Denn ohne Geld wäre ich nicht mit der Bahn nach Leipzig zur Buchmesse gekommen. Da hätte ich dem Schaffner noch so freundlich und idealistisch meine Bereitschaft zum Geldentzug auseinandersetzen können. Ohne Geld säße ich jetzt auch nicht an jenem Computer, von dem aus ich diesen Blogeintrag gleich ins Netz stellen werde. Und damit sind wir bei der Systemfrage angelangt – aber die wird erst nächste Woche weiterverfolgt.